Hallo Stefan,
leider ist Deine Philosophie nicht ganz richtig. Bleiakkus (egal ab nass, AGM oder Gel Technik) sind nicht wirklich schnelladefähig, wobei AGM Akkus aufgrund ihres niedrigeren Innenwiderstandes die ersten 70% ihrer möglichen Speicherkapazität deutlich schneller aufnehmen, als Gel und klassische Nassakkus. Will man einen Bleiakku zu 100% volladen und hat dafür nur 14,4 (2,4V Zellenspannung) oder 14,7 (2,45 Volt Zellenspannung) zur Verfügung, dann muß man für einen vollständigen Ladezyklus mindestens 15 Stunden bei ca. +20°C Umgebungstemperatur rechnen.
Weil sich klassische Starterbatterien mit sehr flachen Entladezyklen (bei max. 20% Entladetiefe) auf Dauer am wohlsten fühlen, bringen größere Energiespeicher in diesem Zusammenhang klare Vorteile. Jeder Bleiakku regelt seinen Ladestrom im direkten Verhältnis zur Entladetiefe automatisch, deshalb kann dieser bei 50% Entladetiefe auch locker 30% seiner Nennkapazität betragen. Bei 15% oder noch geringerer Entladetiefe beträgt der durchschnittliche Ladestrom meistens erheblich unter 10% der Nennkapazität des jeweiligen Energiespeichers, deshalb dauert auch richtiges Volladen bis annähernd 100% sehr lange.
Auf der anderen Seite ist es auch problemlos möglich mit nur 13,2 Volt Erhaltungsladespannung (2,2 Volt Zellenspannung), beinahe jeden Bleiakku allmählich vollzuladen. Dieser Vorgang kann aber mehrere Wochen dauern und ist deshalb überwiegend nur für länger parkende Fahrzeuge geeignet.
Auf der anderen Seite schadet es nicht unmittelbar, wenn man Ausgleichs oder Starkladungen mit bis zu 15,3 Volt (2,55 Volt Zellenspannung) durchführt, um mögliche Säureschichtung zu beseitigen. Allerdings sollten solche Vorgänge so kurz wie möglich dauern, weil sonst auch erhebliche Mengen von aktivem Material aus den Platten herausgeschlagen werden. Im Gegensatz zu harter Sulfatierung wegen Mangelladung, gilt auch Plattenkorrosion wegen zu hohem Energiedurchsatz, als häufigste Todesursache von Bleiakkus.
Die meisten handelsüblichen vollautomatischen Computerlader welche unter anderem auch von Cetek angeboten werden, arbeiten mit üppigen 13,8 Volt Erhaltungsladespannung. Lässt man solche Geräte (in der Hoffnung auf lange Halbarkeit der Starterbatterie) dauerhaft an parkenden Schönwetterfahrzeugen angeschlossen, dann sind im schlimmsten Fall neue Nassakus bereits nach einem Jahr unbrauchbarer Schrott als direkte Folge von Plattenkorrosion. Nimmt man sich für die Pflege einen Bleiakkus viel Zeit und kontrolliert dabei regelmäßig wie viel Ladung diesem Energiespeicher gerade fehlt, kann man das nur mit sehr niedrigen Ladeströmen erreichen. Das klappt unter anderem mit einem kostengünstigen IMAX B6 Modellbau Universallader sehr gut. Damit kann man auch an einem exakt vollgeladenen Energiespeicher anschleßend genau nachmessen, wie viel elektrische Energie in mAh für einen einzigen Startvorgang verbraucht wurden. Siehe folgendes Beispiel an einer Kawasaki ZZR 250, welche einmal mit warmen Motor gestartet und anschließen wieder mit 100 mA Ladestrom bis zum erreichen von 14,7 Volt Klemmenspannung nachgeladen wurde.
Theoretisch könnte man mit 9Ah Nennkapazität des installierten AGM Akkus bis zu 150 mal den Motor anlassen, aber unter gerade noch gesunden praktischen Bedingungen allerding nur max. 75 mal, weil dann 50% Entladetiefe überschritten würden, welche man an Starterbatterien vermeiden sollte. Am längsten hält die Starterbatterie, wenn man sie dauerhaft im grün eingefärbten Bereich hält.
Auf kein Fall sollte man sich von zahlreichen Batterieweisheiten mit empfohlenen üppigen Ladeströmen (wie sie häufig von Modellbaufreaks veröffentlicht werden) verrückt machen lassen. Energiespeicher welche regelmäßig mit üppigen Strömen geladen und auch Entladen werden, weisen zwar niedrigere Innenwiderstände als vergleichbare Akkus an niedrigen Lade/Entladeströmen auf. Wenn es aber um die mögliche kalendarische Haltbarkeit geht, dann haben die schonender behandelten Kollegen eindeutig die Nase vorne. Als abschließendes Beispiel habe ich noch einen alten offenen robusten Nickel Eisen Akku, welcher im Jahr 2000 produziert wurde. Diesen schweren Klotz habe ich moderat aufgeladen und nach einer mehrstündigen Pause wieder langsam mit 0,5 Ampere Konstantstrom entladen.
Anschließend mit dem kompakten IMAX B6 wieder mit moderaten 3 Ampere Ladestrom geladen und beim absinken auf 0,5 Ampere bei 14,7 Volt Konstantspannung (1,47 Volt pro Zelle) abgelesen.
Manche Besserwisser mögen nun behaupten, dass mit derartiger Niedrigstrombehandlung die einzelnen Zellen sehr stark driften, weil sie nicht mehr ausgelichen werden. Auch diesen möglichen Effekt habe ich überprüft, welcher aber kaum erkennbar ist.
PS: Deshalb nie allen Informationen ohne berechtigtes nachfragen uneingeschränkten Glauben schenken, welche man so zahlreich im Internet findet. Bleiakkus sollten aber immer weitgehend vollgeladen bleiben, dann funktionieren sie am zuverlässigsten und halten meistens auch sehr lange.