Das Arbeiten an Lenkung, Aufhängung und Bremsen bedarf erhöhter Kenntnisse im KFZ - Bereich. Unbedarftes Basteln an besagten Teilen kann lebensgefährlich sein !!!
Diese Sprüche kennt ihr bestimmt von mir und sollen euch vor Augen halten, wie gefährlich diese Arbeiten sein können.
Was aber bisher keiner hat verlauten lassen, das nicht nur das Ergebniss der Arbeiten lebensgefährlich sein kann, wenn der Mist zB während der Fahrt auseinanderfällt, sondern die Arbeit als solches bereits lebensgefährlich sein kann !
Es gibt bei der Hardyscheibe zB keinen Beipackzettel der davor warnt das man, während man im Motorraum hängend vor lauter Zorn einen Tobsuchtsanfall erleiden kann und sich so böse Verletzungen zuziehen kann.
Im Grunde ist die Arbeit schnell erledigt:
Man benötigt 2 Werkzeuge, nämlich einen 6er Imbusschlüssel samt Verlängerung und einen 13er Schlüssel.
Sieht dann so aus:

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Der Imbusschlüssel ( gelb ) greift von oben die Schaube, der 13er Schlüssel von unten die Mutter ( hellblau ) etwas unbequem aber in 2 Minuten ist auch die störrischste Schraube offen und raus.
Die Hardyscheibe ( weiss ) weiterdrehen und die nächste Schraube ausschrauben.
Hardyscheibe raus, neue rein und wieder zugeschraubt -
fertig !
Dauer der Arbeit: 10 Minuten !
Einsaufaktor der Arme und Klamotten: mäßig
Nachbarn, die Dich für völlig bekloppt halten: 0,000 !!!
Aber nö - man kann es auch anders gestalten !
Man nimmt anstatt 2 Schrauben besser 2 Nieten ! Diese werden kaltgepresst und man verschwendet keinen Gedanken an den, der den Mist wieder auseinanderfrickeln soll !
Fangen wir mal mit den Basics an: Wat issen ´ne Hardyscheibe ... ?
Da stellen wir uns mal jaaaanz domm ...
Eine Hardyscheibe ist eine flexible Verbindung eines sich drehenden, kraftübertragenden Gewerks.
Hier die Lenkstange vom Lenkrad kommend zum Lenkgetriebe hin ( Zahnstangenlenkung )
Das Lenkgetriebe ist der Gestalt, das eine Ansteuerung direkt von oben gegeben ist. Die Lenkstange kommt praktischerweise direkt von oben, aber möglicherweise mit ein, zwei Winkelgraden Versatz. Disen Versatz kann die Hardyscheibe kompensieren und die Kraft spielfrei weitergeben.
Eine Hardyscheibe baut sich im Grunde aus 2 Blechstreifen zusammen deren Ende jeweils gelocht ist. Die Blechstreifen liegen über Kreuz und sich mit Gummi zusammen vulkanisiert. An den jeweils gegenüberliegenden Seiten der Blechstreifen wird je eine Seite verschraubt. Das ermöglicht, wie gesagt, die Weitergabe der Drehbewegung und der vorhandenen Kräfte auf sich nicht exakt in der Flucht liegenden Komponenten. Der Hardyscheibe ist auch eine stoßdämpfende Wirkung zugeschrieben.
Prima Ding, das !
Erfunden irgentwann kurz nach Erfindung der geschmacksneutralen WC-Steine für Gastronomische Betriebe und ebenso überflüssig.
In den Anfängen der Motorisierung, als es modern war alles aus Gummi zu bauen und der neuste Gag am Industriehimmel die Vulkanisierung von Metall und Gummi war, wollte sich jeder Hersteller damit großtun irgent welche Gimmicks zu ersinnen die überflüssig aber doch eingebaut werden können. Diese Tradition wird auch heute noch gerne genutzt, nur ist´s heute kein Gumiteil mehr das Gefallen findet, es sind diese elektronischen Helferlein, die das Genie bevorzugt, zB die elektrisch verstellbare Sitzeinstellung : Früher waren es ein Hebel der beim Kauf des Fahrzeugs evtl einmal benutzt wurde der etwa 18,4 Gramm Gewicht hatte, heute muss es eine Motorsteuerung sein mit entsprechender Memoryfunktion die nur einmal beim Kauf des Fahrzeugs benutzt wird und gute 5 Kilo pro Sitz wiegt.
Geht die blöde elektrische Sitzverstellung aber mal kaputt entspricht es fast einem Totalschade am Fahrzeug... jedenfalls sagt das der Bordcomputer und läßt das Fahrzeug auf einer einsamen spanischen Autobahn einfach ausgehen, vorzugsweise bei der Anreise des Familienurlaubs ...
Genauso verhält es sich mit dieser bescheuerten Hardyscheibe. Für nix gut, aber lebensbedrohend wenn sie mit den Jahren vom Staub, Öl, Dreck und Streusalz zerfressen auseinanderfällt OHNE den geringsten Grund dafür anzugeben.
Die Hardyscheibe ist oder sie ist nicht, einen langsamen Verschleiß gibt es nicht, das Teil fällt aus, jetzt. Fertig !!!
Ob man grade auf einer steil abschüssigen Serpentinenabfahrt in einem chiesischem Hochgebirge ist oder die Zufahrt zur Garage befährt ist dem Teil völlig wuppe, es zerfällt einfach und denkt sich: nach mir die Sintflut ....
Weil das so ist gehört die Hardyscheibe zu den Wartungsteilen und Verschleißteilen. Diese müssen mit aller Gewalt natürlich an lebenswichtige Fahrzeugteile angepanzert werden, das man sie ja nicht zerstörungsfrei abbekommt...
Ein Wahnsinn der Methode zu haben scheint ...
Nicht das der Einbauort so verbaut und popelig ist das man nichtmal ordentliche Kringelbilder davon machen kann

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... oder erkennt hier jemand was los ist ????
Jaaa, es geht mir um den Ausbau an unmöglicher Stelle von unmöglichen Dingen ( hier die Nieten ) OHNE dabei das Lenkgestänge in irgent einer Weise zu beschädigen, hängt daran doch das Leben von mutmaßlich vielen Leuten ...
Aber ich hab diesen Biestern den Kampf angesagt unter Aufbietung all meiner Werkzeuge und meines mechanischen Halbwissens und bin denen zu Leibe gerückt.
Hier sind die biester, ausgebohrt, ausgeschliffen und ausgedrückt:

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Ab jetzt dauerte der Wechsel der Hardyscheibe noch 5 Minuten, bis hier aber ...
Angefangen hab ich damit, die Schrauben zu lösen und auszubauen

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hier der fototechnisch aufbereitete Originalzustand der Sache.

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So sah das aus- nicht das ich Gelegenheit hatte das zu sehen ... mit Händen, die das Werkzeug halten sieht man garnix mehr ! ... also wird zu 90% blind gearbeitet, so wenig Platz ist hier
Zur Verdeutlichung ein weiteres lustiges Kringelbild

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Gelb: Imbusschlüssel
Hellbau: 13er Schlüssel
Weiss: Hardyscheibe
Um die Nieten abzuschleifen griff ich zu diesem Werkzeug:

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Ein Pressluftschleifer. Dieser ist in sofern das Werkzeug der Wahl weil er wirklich klein in der Bauform und leistungsstark während der Arbeit ist. Ein Abrutschen des Schleifsteins ist zu vermeiden, aber richtet deutlich weniger Schaden an wie das Arbeiten und Abrutschen mit einer Flex beispielsweise. So ist eine Schutzvorkehrung überflüssig, auch ist die Funkenbildung geringer ( Schutzbrille tragen )
Nachdem die Nietenköpfe abgeschliffen sind sieht das alles so aus:

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Man sieht, das man nix sieht, also hab ich noch was nachgeschliffen ...
Jetzt war guter Rat teuer !
Die Nieten mit einem Durchschlag austreiben war der Plan - wird nix weil man mit dem 500Gramm-Hammer nicht ordentlich ausholen kann und es unmöglich ist einen trockenen Hammerschlag anzubringen - alles andere, ein wildes drauf rumklopfen zB würde die Lenkstangenaufnahme verbiegen.
Also hab ich den Nietensitz heiß gemacht.
Kein Erfolg
Mit der Bohrmaschine angefangen auszubohren - vergiss es ! da die Bohrmaschine nicht grade über der Bohrung steht, kann das Loch niemals grade werden - die Lenkstangeaufnahme würde durch schiefe Löcher zerstört.
Trotzdem setzte ich einen Körnerpunkt damit ich die ungefähre Mitte der Niete im geschliffefen Werkstück wiederfinde - dabei hatte ich folgende Idee:

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Ein weiteres Pressluftwerkzeug mit dem ich im letzten Jahr Beton klein gemacht hab, ein Presslufthammer mit spitzem Meissel...

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Passte millimetergenau in den vorhandenen Raum und tackerte in Sekunden die abgeschliffenen Nieten raus.
Was machen Menschen die keinen Zugriff auf solche Werkzeuge haben ??? Ich weiss es nicht !!!
Die neuen Schrauben hab ich 2 verwendet und die alten wiederverwendet.

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Gelb: die alten Schrauben,
Himmelblau: neue Schrauben die aber gekürzt werden müssen.
Den ganzen Watz wieder zusammengeschraubt bietet sich ein Bild das ich gerne den herstellern dieser Kisten ans Herz legen möchte, vereinfacht doch dieser Urzustand den Tausch der Hardyscheibe um ein vielfaches:

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Ach nein, das ist das Bild das das fehlen der Hardyscheibe zeigt, das fertige bild kommt jetzt:

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Findet der Mechanicus diese Hardyscheibe so vor, ist er in etwas um 10 Minuten damit fertig, die Hardyscheibe zu wechseln !!!
Sollte der ein oder andere sich jetzt fragen, wie eine solche Hardyscheibe aufbautso sollen ihn diese Bilder dabei helfen, diese Fragen zu beantworten:

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Aber jetzt nicht gleich in Panik geraten und die Hardyscheibe unters Mikroskop legen.
Diese Scheibe war fällig ausgetauscht zu werden, obschon sie bestimmt noch ein paar Jahre ihren Dienst hätte verrichten können. Die Kräfte, die an dieser Stelle auf die Lenkung wirken sind bei weitem nicht so groß wie man denkt.
Gleichwohl möchte ich einräumen das bei einem Randsteinrempler, der hin und wieder vorkommt, diese Scheibe möglicherweise nicht gehalten hätte und im Moment gerissen wäre.
Es ist halt immer das Proeblem bei Gummizeug, das man nicht hinein sehen kann und so auch kein aussagekräftiges Urteil bilden kann. Daher ist es mir nach wie vor schleierhaft das eine solche Scheibe in die Lenkung eingebaut wird, grade bei älteren und weniger gut gewarteten Fahrzeugen baut sich so eine Zeitbombe auf, die man nicht erleben möchte, wenn sie los geht.
Der, der nach mir kommt und die Scheibe ausbauen möchte wird jedenfalls mit 2 Werkzeugen auskommen und die Scheibe in 10 Minuten gewechselt haben.
Ich habe die entsprechende Vorarbeit geleistet, zu dem Preis das mir heute die Arme ordentlich wehtun, ich Muskelkater in den Arsxxbacken hab wie der Teufel und meine Nachbarn mich allesamt für total beschruppt halten, habe die doch nur gesehen wie ich stundenlang in diesem winzigen Motorraum stecke und vor mich hin fluche, auf schönstem Schwedisch, Kisuaheli und - ganz neu- auf Hindu ! während der Kompressor sein bestes gibt um mich zu übertönen.
Nächste Woche ist das Radlager dran, das letzte am Auto, das noch nicht gewechselt ist.
Wird lustig ...
gr