Z402 mit Turbolader, wie geht das?

Probleme mit Kolben, Zahnrad oder Riemen?

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Eumeltier
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Z402 mit Turbolader, wie geht das?

Beitrag von Eumeltier » Fr 2. Feb 2024, 10:00

Hallo,

bei YouTube sieht man ein paar Aixams, wo ein Turbolader eingebaut ist.

Nein, ich will das nicht machen :lol:

Ich frage mich nur, wie das funktioniert. Die ganze Geschichte bekommt doch eine gewisse Nichtlinearität (im Leerlauf arbeitet der Turbo noch nicht, irgendwann haut er dann rein) und mit Sicherheit doch auch eine gewisse Dynamik (Ladedruck baut sich nicht instantan auf).
Da kann doch eine reine Erhöhung der Einspritzmenge in keinem Fall brauchbare Ergebnisse geben? Da bräuchte man doch einen Lufmassen- (oder zumindest -mengen-) messer?

So was scheint es aber in den YouTube-Videos nicht zu geben... oder die Dinger sind dann rein auf Vollgas optimiert?

Gruß,
Martin

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rolf.g3
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Re: Z402 mit Turbolader, wie geht das?

Beitrag von rolf.g3 » Fr 2. Feb 2024, 12:00

Eumeltier hat geschrieben:
Fr 2. Feb 2024, 10:00
Ich frage mich nur, wie das funktioniert.
Der Turbolader nutzt die verbliebene Abgasenergie und drückt Frischluft in den Ansaugkanal - mal sehr vereinfacht ausgedrückt. Mithin ist die Annahme richtig, das ein Turbolader im Leerlaufbereich des Motors die geringste Leistung entnehmen kann und somit auch am wenigsten liefert.
Mit zunehmender Drehzahl des Motors steigt auch die Leistung des Turbos.
Leider ist es aber so, das der normale Ottomotor mit zunehmender Drehzahl auch Verluste in der Füllmenge hinnehmen muss, das bedeutzet: ab einer gewissen Drehzahl kommt nicht mehr genug Frischluft in den Zylinder - das liegt an der Massenträgheit der Luft und der Geschwindigkeit, in dem der Gasaustausch von statten geht.
Hier greift nun der Turbolader ins geschehen ein. Dieser drückt Frischluft mit einem Überathmosphärendruck in die Ansaugbrücke und damit in den Zylinder, sobald und so lange das Einlassventil geöffnet ist.
Das kompensiert die Füllverluste des schnell drehenden Motors und kann ihn sogar noch " aufladen ".
Die Treibstoffgabe im turbogeladenen Motor muss der Luftmenge entsprechend angepasst werden.
Eumeltier hat geschrieben:
Fr 2. Feb 2024, 10:00
Da bräuchte man doch einen Lufmassen- (oder zumindest -mengen-) messer?
Die ersten Serienfahrzeuge mit Turbolader-Motor waren die guten 911er von Porsche. Hier wurde von einem brachialen Tritt in den Arsxx gesprochen, wenn man den Moment beschreiben wollte, wenn der Turbo " einsettzt ".
Damals waren Luftmengenmesser, Kennfeldzündung oder ähnliche Notwendigkeiten noch feuchte Träume der Entwickler, der 911er jedoch brach sich mit diesem Eselstritt in die deutsche und internationale Automobilgeschichte bahn.
Mittlerweile gibt es verschiedene Konzepte, um diese Aufladung umzusetzen, da währe zB der Kompressor zu erwähnen, dieser wird über die Kurbelwelle des Motors angetrieben und ist so weder auf die Betriebstemperatur noch auf andere für den Turbolader wichtige Parameter angewiesen. Hier wird gerne ein Rootsgebläse verbaut.

Mittlerweile werden turboaufgeladene Motoren vorwiegend im LKW-Bau eingesetzt. Der Turbo ermöglicht eine gezielte und emense Leistungssteigerung bei Benzin.- aber eben auch bei Dieselgetriebenen Motoren. Das macht die Motoren leichter im Verhältniss zu anderen, nicht aufgeladenen Motoren. Auch werden mittlerweile gerne 2 Turbolader - sog. Bi-Turbo - verbaut um eine weitere Leistungssteigerung zu erreichen.

Die Stationören Motören von Aixam, Lombardini, Kubota und Mitsubishi, die vorwiegend in unseren Autos eingesetzt werden, eignen sich hervorragend zum Anbau eines Turboladers. In manchem WHB wird davon berichtet. Allerdings sollte der Mechanicus folgende Fakten bedenken:
Unsere Fahrzeuge dürfen maximal eine Leistung von 6 Kw vorweisen. Die werksfrischen Motoren aller Hersteller haben jedoch um die 15 PS/ 11 Kw und müssen also um rund die Hälfte der Leistung reduziert werden um in unsere Fahrzeuge eingebaut zu werden. Desweiteren findet eine weitere Anpassung der Abgase auf geltende Gesetze statt. Das schnürt dem Motor zusätzlich noch " die Luft ab "
Das alles bedeutet: Bevor der Turbolader an den Motor geflanscht werden kann, sollte der Motor seine ursprünglichen 15 PS liefern können und ordentlich abgestimmt sein. Ansonsten verpufft der Turbo-effekt als teures nichts.
Wenn der Motor also komplett entdrosselt und gut eingestellt ist kann der Turbo eingebaut werden - 4 Schrauben auf, 4 Schrauben zu. Jetzt muss der betriebswarme Motor von einem geübten Mechanicus eingestellt werden. Weil jede Art der elektroischen Überwachung der Vorgänge im Motor fehlt sollte der mechanicus wissen was er tut.
Der Motor ist so einzustellen das der " Tritt " möglichst sanft ausfällt und das " Turboloch " , eine Phase im Drehzahlspektrum mit gegenteiligem Effekt, möglichst klein bleibt.
Wenn dann noch die Abgaswerte stimmen - dann hat man im Aixam oder Ligier satte 30 PS anliegen - und es sind weitere Anpassungen des Fahrzeugs notwendig wie Verstärkung der Aufhängung, des Rahmens, der Lenkung, der Bremse, des Getriebes, der Varios, ...
Diese 30 Ps sind tatsächlich die Werksmäßige Leistung dieser Motoren. Aller weiteren Lestungssteigerungen ab besagten 30 PS gelten erst als Tuning - bis hier sprechen wir von entdrosseln und optimieren der Motoren.
30 PS auf 0,5 Ltr Hubraum entspricht einer LTR-Leistung von 60 PS, wären beim Standartdiesel von 2 Ltr Hubraum grademal 120 PS.
Da geht noch was ... :D

gr
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Re: Z402 mit Turbolader, wie geht das?

Beitrag von Eumeltier » Fr 2. Feb 2024, 13:19

Ja, ich verstehe nur nicht, wie das mit der Einspritzmenge funktioniert.

Bei einem nicht aufgeladenen Dieselmotor hängt die Luftmenge von der Drehzahl ab. Somit kann man die eingespritze Menge Treibstoff pro Zündung direkt von der Gaspedalstellung abhängig machen.

Sobald man aber den Motor aufläd, wird das doch alles extrem nichtlinear. Die Luftmenge wird von der Drehzahl des Turboladers beeinflusst, diese hängt aber ja nicht nur von der Drehzahl des Motors ab, sondern auch von der Menge des eingespritzen Kraftstoffes und wenn man ein Wastegate hat, dann wird das alles nach oben hin auch wieder begrenzt. Dh. das ganze ist nicht nur nichtlinear, sondern auch noch rückgekoppelt und nach oben hin sogar hart abgeschnitten. Von irgendwelchen Verzögerungen in der Regelkette durch Spin-Up / Spin-Down Zeiten des Turbos mal völlig abgesehen.

Wie das ohne eine Regelung - zumindest mit einem Luftmengenmesser / Stauscheibe o.ä. - gehen soll, ist mir unklar.

Man kann natürlich alles auf einen Arbeitspunkt anpassen, z.B. Vollgas bei Höchstdrehzahl, aber wenn man dann Vollgas beim Beschleunigen gibt und der Turbo noch nicht auf Touren ist, dann muß das doch total überfettet sein und man zieht schwarze Wolken hinter sich her.

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Re: Z402 mit Turbolader, wie geht das?

Beitrag von rolf.g3 » Fr 2. Feb 2024, 16:00

Eumeltier hat geschrieben:
Fr 2. Feb 2024, 13:19
Bei einem nicht aufgeladenen Dieselmotor hängt die Luftmenge von der Drehzahl ab.
Nö, die Luftmenge ist immer die gleiche ( theoretisch ) Beim Benziner wird die Luftmenge gedrosselt, so die Drehzahl reguliert, beim Diesel wird, wie Du schon richtig sagst, die Einspritzmenge reguliert und so die Drehzahl geregelt. Das ist beim Diesel aber nur die halbe Warheit. tatsächlich ist es beim mechanischen Dieselmotor die Drehzahl, die die Einspritzmenge in Abhängigkeit der Gaspedalstellung gibt.
Beispiel: Der Motor tucker in Leerlaufdrehtzahl. Die Einspritzmenge ist bei 5%
Jetzt beschleunige ich den Motor in dem ich das gaspedal trete, halb oder ganz, egal !
In der Einspritzpumpe ( ESP ) passiert nun folgendes: In dem Moment, in dem das Gaspedal bewegt wird richtung Last, drückt das Gasgestänge die ESP auf 100% Förderung.
Es wird viel Kraftstoff eingespritzt, es entsteht eine deutliche Überfettung des Gemischs, der Motor erhöht die Drehzahl, rußt aber dabei unvollständig verbrannten Treibstoff aus.
Wenn nun die Drehzahl des Motors nach oben geht sorgt die automatische Treibstoffzufursteuerung für ein kontinuierliches Abmagern des Gemischs. Das funktioniert über Fliehkraftgewichte. Letztlich pendelt der Motor auf ein auf etwa 50% geschlossenes ESP-System bei Nenndrehzahl hin.
In der Ebene verändert sich bei gleichbleibendem Gaspedalstellung nichts. In Bergaufbetrieb allerdings sinkt die Drehzahl des Motors, automatisch wird wieder mehr Treibstoff zugegeben, das Gemisch überfettet wieder ( der LKW qualmt am Berg )
Bergabfahrt erhöht sich die Motordrehzahl und die automatik verringert so die Treibstoffmenge bis auf 0, der Motor bremst.
Um den Dieselmotor zu stoppen wird auch die Fördermenge auf 0 gedrückt, gegen die automatische einstellung.
Steht der Motor, stellt sich die Automatik auf 100% um das Starten des Motors zu erleichtern.
Daher sind unbedarfte Basteleien am Gasgestänge/Motorsteuerung eher als schlecht zu bezeichnen, es kann darauf hinauslaufen das sich die Automatik in ihrer Funktion beeinträchtigt und so den Motor ins unendliche drehen läßt - sehr schlecht !
https://www.youtube.com/shorts/lOjTzZPTR_8
https://www.youtube.com/watch?v=n_nSIBsQ1Ms

gr
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