1.Schritt - Fahrschulsuche

Im Alter von ungefähr 15 1/2 Jahren begann er mit der Suche nach einer geeigneten Fahrschule. Dabei ist auffällig, dass Fahrschulen, die mit "für alle Klassen" werben, bei der Klasse S dann doch einen Rückzieher machen.

2.Schritt - Ausbildungsfahrzeug

Wenn man dann eine Fahrschule gefunden hat, folgt das 2.Problem. Fahrschulen haben höchstens ein Quad, aber kein LKFz als Ausbildungsfahrzeug.
In unserem Fall war es so, dass bei der Fahrschule das Quad sogar nur als abschreckendes Ausststellungsstück diente, da es bei etwas forscher Kurvenfahrt sofort umkippte.

Aber die Ausbildungsverordnung zur Klasse S bietet eine Lösung für das Problem.

Da man später sowieso ein eigenes Fahrzeug hat, darf man die Ausbildung mit seinem eigenen Fahrzeug machen

Man sollte das der Fahrschule auch im ersten Gespräch sofort so anbieten. Das Fahrzeug benötigt keine Doppelpedalerie, da man wie bei der Quad-/Rollerausbildung per Funk mit dem Fahrlehrer verbunden ist, der im eigenen Fahrzeug hinterher fährt.
Wenn also die Fahrschule bereit ist, schließt man den Ausbildungsvertrag mit dem Hinweis, dass man ohne Kosten vom Vertrag zurücktreten kann, falls man kein geeignetes Fahrzeug finden sollte.
3.Schritt - Fahrzeugsuche

Die Fahrzeugsuche ist in Deutschland noch etwas schwierig, da es nur wenige Händler gibt. Wir haben uns daher auch im Ausland (NL) umgesehen. Dort gibt es viel mehr Händler.
Was man auf jeden Fall machen sollte, ist eine Probefahrt mit unterschiedlichen Fahrzeugen, da die sich nicht nur von den "normalen" PKW's sondern sogar untereinander von Hersteller zu Hersteller unterscheiden.
Es gibt Fahrzeuge, die so vibrieren, dass man im Rückspiegel nichts erkennen kann oder die beim Bremsen in irgendeine Richtung ziehen.
Wer ein günstiges (sofern es das überhaupt gibt) Fahrzeug kaufen will, sollte auch bedenken, dass diese Fahrzeuge nicht zum TÜV müssen und deshalb schon mal die Qualität eines orientalischen LKW's unterschreiten.

Auch sollte man auf eine Fachwerkstatt zurückgreifen können, die an notwendige Ersatzteile kommt und sich mit dem Fahrzeugtyp auskennt.
Wir haben uns für einen Aixam GTO entschieden und können den uneingeschränkt empfehlen.




4.Schritt - Behördenkram

a.) "ernst blickende" Passbilder machen lassen

b.) zum Optiker gehen und den Sehtest bestehen

c.) Am Kurs für "lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort" teilnehmen.


d.) Mit den obigen Unterlagen und dem Ausbildungsvertrag persönlich beim Straßenverkehrsamt den FS Klasse S beantragen.
Nur Geduld, auch das Straßenverkehrsamt wird herausfinden, dass es in Deutschland tatsächlich den FS Klasse S gibt.

e.) Beim Einwohnermeldeamt den neuen Personalausweis beantragen.
Muß nicht unbedingt sein, sieht aber besser aus, wenn man später bei einer evtl. Polizeikontrolle nicht den Kinderausweis zeigen muss.

5.Schritt - Theoretische Ausbildung

Die Ausbildung besteht aus 12 Doppelstunden Grundstoff und 2 Doppelstunden Zusatzstoff.
Hilfreich ist für die spätere Prüfung auf jeden Fall eine Lernsoftware. z.B. www.lern-o-mat.de
Auch wenn es abwegig ist, sollte man sich an der Klasse B orientieren, denn es kommen schon mal so lustige Fragen wie z.B. wie weit die Ladung hinten überstehen darf oder welche Kinder auf dem Rücksitz sitzen müssen. Mein Sohn machte in der theoretischen Prüfung einen Fehler beim Mindestgeschwindigkeitsschild 60km/h
6.Schritt - Praktische Ausbildung

Jetzt kommen die B-Klasse Schüler ins Grübeln.
Bei der 1. Fahrt (Samstag vormittags, Industriegebiet, Wohgebiet mit viel rechts vor links) saß der Fahrlehrer noch neben meinem Sohn.
Bei der 2. und 3. Fahrt fuhr er hinterher und gab die Anweisungen per Funk.
2. Fahrt Samstag vormittags, Kleinstadt, Überlandverkehr
3. Fahrt Freitag nachmittag, Berufsverkehr Großstadt und Industriegebiet für Park-/Wendemanöver etc.
Das wars. Insgesamt 6 Doppelstunden. Keine Nachtfahrt, Autobahnfahrt oder sonstige Fahrschülerstressfahrten.
7.Schritt - Theoretische Prüfung

Die darf man frühestens 3 Monate vor dem 16. Geburtstag ablegen, früher geht nicht. 30 Fragen, max. 10 Fehlerpkt.
Die Fahrschule führt Vortests durch, die man bestehen muß und stellt dann eine "Ausbildungsbescheinigung für den theoretischen Mindestunterricht" aus.

Mit dieser Bescheinigung, seinem "Kinderausweis" (od. Reisepass) und ca. 25,--EUR geht man zum TÜV zur theoretischen Prüfung. Ich glaube mittlerweile wird sie generell am PC durchgeführt. Ein Beispiel kann man sich hier ansehen http://www.fahrerlaubnis.tuev-dekra.de/index.php
Man kann die theoretische Prüfung zwar so oft machen, wie man will, aber wenn man die Lernsoftware intensiv (wie ein PC-Spiel


Da aber nicht nur die seltenen S-Klässler eine Prüfung ablegen möchten, sondern auch alle anderen "Lenkwilligen" sollte man früh genug hingehen, weil man sonst ziemliche Wartezeiten vor der Prüfung verbringt. Bei unserem Sohn waren das ca. 1 1/4 Std. zwischen Wartenummer ziehen und dem Aufruf!

8-Schritt - Praktische Prüfung

Frühester Termin erst nach bestandenem Theorietest und höchstens 1 Monat vor dem 16. Geburtstag.
Die praktische Prüfung beginnt an der Fahrschule und nicht beim TÜV, wie es bei der B-Klasse hier im Ort üblich ist. Fahrlehrer und Prüfer fahren hinterher und geben Funkanweisungen.

"Motivierende" Begrüßung vom Prüfer: "Sie sind meine 2. S-Klasse. Die erste war vor 4 Jahren, hat aber nicht bestanden."
Wieder an einem Samstag vormittag. Kleinstadt. An der Ampel links, Kreisverkehr geradeaus, nächst mögliche links (vorher ist eine Einbahnstraße),...

Im verkehrszeichenlosen Wohngebiet angekommen "bitte an der nächsten Kreuzung rückwärts um die Ecke."
Dann "geradeaus in die Sackgasse und dort bitte wenden." (Mangels winzigem Wendekreis trotz schmaler Straße in einem Zug rum)
Dann gings zurück zur Fahrschule und nach geschätzten 16-Minuten (eigentlich müssen es 30 sein) war der Spuk vorbei. "Herzlichen Glückwunsch, den Führerschein können Sie an Ihrem 16.Geburtstag abholen oder mit Vollmacht abholen lassen." (3 Tage kribbelige Wartezeit, weil am 1.10 die Prüfung bestanden und am 4.10. Geburtstag)

Kosten:




Passbilder 15,--
Sehtest 7,--
Lernsoftware 12,95
Lebensrettende Maßnahmen -,-- (weils die Fahrschule selber machte)
Straßenverkehrsamt 42,60
TÜV theor. Prüfung 20,83
Fahrschule incl. prakt. TÜV Prüfung 687,--
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Gesamt 785,38
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Vielleicht konnte ich mit diesem Bericht einigen S-Interessenten nützliche Informationen geben. Mein Sohn ist jedenfalls total begeistert von der neuen mobilen Unabhängigkeit.

