Raum ist auch unterm tiefsten Auto - man muss nur ...
Verfasst: Fr 10. Nov 2023, 20:32
... etwas flexiebel sein !
Vor gut einem Jahr ist bei meinem Golf III, heute 32 Jahre alt, der TÜV abgelaufen. Wir fahren fast nurnoch mit dem Kleinen, da ist uns das erst garnicht aufgefallen.
Weil aber jetzt eine spannende Zeit anbricht, wir möglicherweise wieder vermehrt Autobahnfahrten unternehmen müssen, ist es an der Zeit, sich um das kleine Klebeschildchen vom Dampfkessel revisionsverein ( heute TÜV ) zu kümmern.
Eine Prüfingeneurin nahm meinen Golf genauestens unter die Lupe. Mir war es etwas unangenehm das die junge Frau das tat, mir wäre ein alter Griesgram mit Filzbrille lieber gewesen - mit dem ist meist nicht zu diskutieren und somit das Urteil in Beton gegossen, während bei der jungen Frau noch Luft nach oben sein könnte, mangels Kundenerfahrung.
Aber siehe da, auch die Ingeneurin war nicht sonderlich Gesprächsbereit was den Blinkerschalter ( Lenkstockschalter ) angeht, dieser müsse erneuert - wenigstens repariert werden ! Blinkerhebel MUSS losgelassen werden beim Abbiegen ( die letzten 4 HU-Vorfahrten war das immer Streitthema zwischen mir und dem Prüfingeneur - na gut, jetzt isser halt repariert ... )
Der TÜV-Mangelbericht sagte was über neue Bremsen vorn und undichte Auspuffanlage - und eben Lenkstockschalter defekt sowie verschlissene Lenkkopflagermanschetten.
Seit jetzt 9 Jahren fahren wir diese Kiste - das jetzt war die erste größere Reperatur. Der Auspuff wurde schonmal erneuert, aber nur der Endtopf, ansonsten war die Batterie mal neu und hin und wieder Reifen ausgetauscht.
Nur tanken und fahren ist angesagt bei der Rutsche !
Zwischenzeitlich war mal das Getriebe, das ruckelig schaltete ( Automat ) bis sich herausstellte das das Steuergerät bis zum Stehkragen imWasser badete ( undichtes Schiebedach )
Das getrocknet schaltet der Wagen wie am ersten Mai ...
Jetzt aber war der Auspuff dran. Ein ziemlich seltsames Unterfangen.
Den Golf dafür auf die Auffahrrampen gefahren, das gibt der Sache etwas " Bewegungsfreiheit. Man kann nun unters Auto, liegend und mit größter Mühe, der Platz reicht aber nichtmal um einen Schraubendreher von der linken Hand über die Brust in die Rechte zu nehmen.
Is halt ein recht tiefes Auto, der Golf.
Der Mitteltopf und der Endtopf konnten trotz der beengten Verhältnisse recht schnell abgebaut werden: Der Rost war ein guter Helfer: Die Schellen haben sich abgedreht, die Auspuffrohre zerbröselten unter leichtem Zerren.
Das wieder anbringen war unter verrenkungen auch gut möglich - doch beim Umstellen ( Rampen von Linke Seite auf Vorderachse umstellen ) röhre der Kasten als sei garkein Auspuff dran: Das liebenswerte Fexrohr hats zerbröselt.
Natürlich da, wo mans nicht sieht: oben !
Also Ersatz bestellt. Kostet 6,63 Euros und war heute da - jetzt isses aber so, das für den Golf eigentlich ein spezielles Flexrohr gebraucht wird das man gebraucht nicht unter 100 Euro bekommt. Dieses spezielle Flexrohr hat ein Stück Flammrohr vorne dran ( direkt hinter der Lambadasonde angeflanscht ) und endet am Kat. Vorn und hinten mit 3 bzw 4 Schrauben vefestigt. Problem: Diese Schrauben gehen nie wieder auf ! Möchte ich das trotzdem öffnen ist ganz großes Kino angesagt: Schrauben aufbohren und ersetzen, eben genau da, wo weder Platz noch Bewegungsfreiheit zu finden ist.
Deshalb hab ich kurzerhand das stück Flexrohr aus dem eingebauten Auspuff mit der Säbelsäge rausgeschnitten.
Das neue Flexrohr an den alten Kat-Anschluss angeschweißt war an der Werkbank recht einfach. Das Alte Anschlussstück abgeschliffen mit der Flex. Da merkte ich schon, das VW diese Bauteile für die Ewigkeit gebaut zu haben scheint. Das Flammrohr samt Hitzeschutz sehen bis auf leichten Flugrost aus wie neu, die Schweißnäte zum Flexrohr bestehen aus einer Stahllegierung die mich Nerven und Flexscheiben gekostet hat.
Unterm Auto liegend hat meine Sprachkenntniss in Kisuaheli neue Horizonte gefunden. Ich verwendete den Reservekanister als Kopfkissen, die kleine Flex lag praktisch auf meiner Brust und die abgenudelte Schruppscheibe quälte sich durch die alte Schweißnat ( eine neue Schruppscheibe hätte aufgrud der Größe nicht gepasst )
So vergingen 2 Stunden ununterbrochenes Flexen. Ich lag rücklings unter der Karre, die Flex auf meiner Brust und beide Hände im Kardantunnel um das stück Auspuffrohr wieder rund und auf Maß zu bekommen. Ich hab mir den Zeigefinger der linken Hand eine Brandblase zugezogen und am Daumen der selben Seite einen Schnitt.
Trotz ( Schutz -
) Brille und Gehörschutz bröselte alter Dreck, Flexspähne und Split vom Parkplatz in alle Winkel des Gesichts - sogar im Bauchnabel bröselt der alte Kram. Die Beine ab Knie abwärtz schauten unter dem Auto raus und weil es junge Hunde regnete hab ich sogar nasse Füße bekommen ...
Letztlich passte der neue Flex-Rohr-Mist schmatzend über das alte Rohr.
Es dunkelte schon, das merkte ich genauso wenig wie den Regen, weil jetzt musste nurnoch geschweißt werden und der Arbeitsschritt wäre getan- also ran !
Das Schweißgerät war noch eingestellt von der anderen Seite des Flexrohres, so bratzte ich den ersten Punkt fest.
Eben in genau dieser, bescheidenen ligenden Position. Ja, es geht. Die Arme bratzeln unter dem Funkenregen, der Dreck rieselt herab und an den Gebrauch eines Schweißschildes ist kaum zu denken.
Die eine Seite war schnell zugebraatzt, die andere - weil noch weniger Platz, brauchte etwas länger.
Diese Naht ( so will ichs mal nennen ) bratze ich zu 80% mit der linken Hand.
Übrig blieben nur wenige cm an der obersten Kante.
Hier war nun guter Rat teuer. Durch den hinteren Motorträger, am Lenkgetriebe vorbei und über der Strebe hindurch konnte ich tatsächlich mit der Schweißpistole den Punkt erreichen, der noch geschweißt werden musste - doch sehen konnte ich die Stelle naturgemäs eben nicht. Daher nahm ich aus dem Aixam den Innenspiegel her und klemmte diesen oberhalb des Arbeitsplatzes fest. Mit der linken Hand über diesen Spiegel die Schweißpistole verkehrt herum gehalten und mit der Daumenbeuge den Auslöseschalter gedrückt, liegend unter dem Auto ...
Dieses Stunt werde ich so schnell nicht vergessen.
Jetzt, nur 2 Stunden später, würde ich diese Geschichte wahrscheinlich nicht glauben, würde mir jemand das erzählen. Aber so ist das nunmal. Besondere Probleme bedürfen nunmal besondere Vorgehensweisen.
Morgen werde ich die verbliebenen 6 Schrauben festziehen, damit ist der Auspuff montiert und der Wagen fertig für den TÜV.
Ich hatte zwischenzeitlich echt darüber nachgedacht, das ein neues Auto vlt doch Sinn machen würde. Entweder ich werde zu alt für solche Exkursionen oder ... ich weiss auch nicht.
Aber egal, der Golf wird ein weiteres mal den Bapper bekommen und hoffentlich noch über die Zeit halten.
Im Frühjahr dann einen neuen Zahnriemen erhalten ( samt Nockenwellendichtring ) und mal schauen, wieś weitergeht.
Mit etwas Mühe und Fantasie ist so manches Unmögliche zu meistern. Das wollte ich mit dieser kleinen Geschichte zum Ausdruck bringen. Die Kleinen Autochen haben uns schon so manche Schrauber-Stunde gekostet, genau wie es jetzt der Große mit mir gemacht hat. In der Fachwerkstatt hätte sich der Aufwand bestimmt nicht mehr gelohnt. Selber gemacht waren die Kosten mit etwas um die 120 Eumels für die Teile recht überschaubar.
Damit ist der gedanke der Nachhaltigkeit wieder ganz nach vorne getragen. Mein Golf bekommt gerüchten zufolge sogar im neuen Jahr das amtliche Bio-Siegel
Ich werde mich die nächsten 4 Wochen noch weniger bewegen können als sowieso schon, aber ich glaube, es hat trotzdem Spaß gemacht...
gr
Vor gut einem Jahr ist bei meinem Golf III, heute 32 Jahre alt, der TÜV abgelaufen. Wir fahren fast nurnoch mit dem Kleinen, da ist uns das erst garnicht aufgefallen.
Weil aber jetzt eine spannende Zeit anbricht, wir möglicherweise wieder vermehrt Autobahnfahrten unternehmen müssen, ist es an der Zeit, sich um das kleine Klebeschildchen vom Dampfkessel revisionsverein ( heute TÜV ) zu kümmern.
Eine Prüfingeneurin nahm meinen Golf genauestens unter die Lupe. Mir war es etwas unangenehm das die junge Frau das tat, mir wäre ein alter Griesgram mit Filzbrille lieber gewesen - mit dem ist meist nicht zu diskutieren und somit das Urteil in Beton gegossen, während bei der jungen Frau noch Luft nach oben sein könnte, mangels Kundenerfahrung.
Aber siehe da, auch die Ingeneurin war nicht sonderlich Gesprächsbereit was den Blinkerschalter ( Lenkstockschalter ) angeht, dieser müsse erneuert - wenigstens repariert werden ! Blinkerhebel MUSS losgelassen werden beim Abbiegen ( die letzten 4 HU-Vorfahrten war das immer Streitthema zwischen mir und dem Prüfingeneur - na gut, jetzt isser halt repariert ... )
Der TÜV-Mangelbericht sagte was über neue Bremsen vorn und undichte Auspuffanlage - und eben Lenkstockschalter defekt sowie verschlissene Lenkkopflagermanschetten.
Seit jetzt 9 Jahren fahren wir diese Kiste - das jetzt war die erste größere Reperatur. Der Auspuff wurde schonmal erneuert, aber nur der Endtopf, ansonsten war die Batterie mal neu und hin und wieder Reifen ausgetauscht.
Nur tanken und fahren ist angesagt bei der Rutsche !
Zwischenzeitlich war mal das Getriebe, das ruckelig schaltete ( Automat ) bis sich herausstellte das das Steuergerät bis zum Stehkragen imWasser badete ( undichtes Schiebedach )
Das getrocknet schaltet der Wagen wie am ersten Mai ...
Jetzt aber war der Auspuff dran. Ein ziemlich seltsames Unterfangen.
Den Golf dafür auf die Auffahrrampen gefahren, das gibt der Sache etwas " Bewegungsfreiheit. Man kann nun unters Auto, liegend und mit größter Mühe, der Platz reicht aber nichtmal um einen Schraubendreher von der linken Hand über die Brust in die Rechte zu nehmen.
Is halt ein recht tiefes Auto, der Golf.
Der Mitteltopf und der Endtopf konnten trotz der beengten Verhältnisse recht schnell abgebaut werden: Der Rost war ein guter Helfer: Die Schellen haben sich abgedreht, die Auspuffrohre zerbröselten unter leichtem Zerren.
Das wieder anbringen war unter verrenkungen auch gut möglich - doch beim Umstellen ( Rampen von Linke Seite auf Vorderachse umstellen ) röhre der Kasten als sei garkein Auspuff dran: Das liebenswerte Fexrohr hats zerbröselt.
Natürlich da, wo mans nicht sieht: oben !
Also Ersatz bestellt. Kostet 6,63 Euros und war heute da - jetzt isses aber so, das für den Golf eigentlich ein spezielles Flexrohr gebraucht wird das man gebraucht nicht unter 100 Euro bekommt. Dieses spezielle Flexrohr hat ein Stück Flammrohr vorne dran ( direkt hinter der Lambadasonde angeflanscht ) und endet am Kat. Vorn und hinten mit 3 bzw 4 Schrauben vefestigt. Problem: Diese Schrauben gehen nie wieder auf ! Möchte ich das trotzdem öffnen ist ganz großes Kino angesagt: Schrauben aufbohren und ersetzen, eben genau da, wo weder Platz noch Bewegungsfreiheit zu finden ist.
Deshalb hab ich kurzerhand das stück Flexrohr aus dem eingebauten Auspuff mit der Säbelsäge rausgeschnitten.
Das neue Flexrohr an den alten Kat-Anschluss angeschweißt war an der Werkbank recht einfach. Das Alte Anschlussstück abgeschliffen mit der Flex. Da merkte ich schon, das VW diese Bauteile für die Ewigkeit gebaut zu haben scheint. Das Flammrohr samt Hitzeschutz sehen bis auf leichten Flugrost aus wie neu, die Schweißnäte zum Flexrohr bestehen aus einer Stahllegierung die mich Nerven und Flexscheiben gekostet hat.
Unterm Auto liegend hat meine Sprachkenntniss in Kisuaheli neue Horizonte gefunden. Ich verwendete den Reservekanister als Kopfkissen, die kleine Flex lag praktisch auf meiner Brust und die abgenudelte Schruppscheibe quälte sich durch die alte Schweißnat ( eine neue Schruppscheibe hätte aufgrud der Größe nicht gepasst )
So vergingen 2 Stunden ununterbrochenes Flexen. Ich lag rücklings unter der Karre, die Flex auf meiner Brust und beide Hände im Kardantunnel um das stück Auspuffrohr wieder rund und auf Maß zu bekommen. Ich hab mir den Zeigefinger der linken Hand eine Brandblase zugezogen und am Daumen der selben Seite einen Schnitt.
Trotz ( Schutz -
) Brille und Gehörschutz bröselte alter Dreck, Flexspähne und Split vom Parkplatz in alle Winkel des Gesichts - sogar im Bauchnabel bröselt der alte Kram. Die Beine ab Knie abwärtz schauten unter dem Auto raus und weil es junge Hunde regnete hab ich sogar nasse Füße bekommen ...Letztlich passte der neue Flex-Rohr-Mist schmatzend über das alte Rohr.
Es dunkelte schon, das merkte ich genauso wenig wie den Regen, weil jetzt musste nurnoch geschweißt werden und der Arbeitsschritt wäre getan- also ran !
Das Schweißgerät war noch eingestellt von der anderen Seite des Flexrohres, so bratzte ich den ersten Punkt fest.
Eben in genau dieser, bescheidenen ligenden Position. Ja, es geht. Die Arme bratzeln unter dem Funkenregen, der Dreck rieselt herab und an den Gebrauch eines Schweißschildes ist kaum zu denken.
Die eine Seite war schnell zugebraatzt, die andere - weil noch weniger Platz, brauchte etwas länger.
Diese Naht ( so will ichs mal nennen ) bratze ich zu 80% mit der linken Hand.
Übrig blieben nur wenige cm an der obersten Kante.
Hier war nun guter Rat teuer. Durch den hinteren Motorträger, am Lenkgetriebe vorbei und über der Strebe hindurch konnte ich tatsächlich mit der Schweißpistole den Punkt erreichen, der noch geschweißt werden musste - doch sehen konnte ich die Stelle naturgemäs eben nicht. Daher nahm ich aus dem Aixam den Innenspiegel her und klemmte diesen oberhalb des Arbeitsplatzes fest. Mit der linken Hand über diesen Spiegel die Schweißpistole verkehrt herum gehalten und mit der Daumenbeuge den Auslöseschalter gedrückt, liegend unter dem Auto ...
Dieses Stunt werde ich so schnell nicht vergessen.
Jetzt, nur 2 Stunden später, würde ich diese Geschichte wahrscheinlich nicht glauben, würde mir jemand das erzählen. Aber so ist das nunmal. Besondere Probleme bedürfen nunmal besondere Vorgehensweisen.
Morgen werde ich die verbliebenen 6 Schrauben festziehen, damit ist der Auspuff montiert und der Wagen fertig für den TÜV.
Ich hatte zwischenzeitlich echt darüber nachgedacht, das ein neues Auto vlt doch Sinn machen würde. Entweder ich werde zu alt für solche Exkursionen oder ... ich weiss auch nicht.
Aber egal, der Golf wird ein weiteres mal den Bapper bekommen und hoffentlich noch über die Zeit halten.
Im Frühjahr dann einen neuen Zahnriemen erhalten ( samt Nockenwellendichtring ) und mal schauen, wieś weitergeht.
Mit etwas Mühe und Fantasie ist so manches Unmögliche zu meistern. Das wollte ich mit dieser kleinen Geschichte zum Ausdruck bringen. Die Kleinen Autochen haben uns schon so manche Schrauber-Stunde gekostet, genau wie es jetzt der Große mit mir gemacht hat. In der Fachwerkstatt hätte sich der Aufwand bestimmt nicht mehr gelohnt. Selber gemacht waren die Kosten mit etwas um die 120 Eumels für die Teile recht überschaubar.
Damit ist der gedanke der Nachhaltigkeit wieder ganz nach vorne getragen. Mein Golf bekommt gerüchten zufolge sogar im neuen Jahr das amtliche Bio-Siegel
Ich werde mich die nächsten 4 Wochen noch weniger bewegen können als sowieso schon, aber ich glaube, es hat trotzdem Spaß gemacht...
gr
